Naher Erdvorbeiflug vom Asteroid 2002 MN
(14. Juni 2002 um 04h36 MESZ)

Der Asteroid 2002 MN konnte erst drei Tage nach seinem Vorbeiflug entdeckt werden
Am 17. Juni 2002 wurde von LINEAR (Lincoln Laboratory ETS) in New Mexico ein Asteroid (2002 MN) mit etwa 100 Meter Größe entdeckt, der am 14. Juni 2002 an der Erde nur relativ knapp vorbeigeflogen ist. Seine minimale Entfernung betrug dabei nur 0,0008 AE. Dies entspricht etwa 120.000 km. Das ist im astronomischen Maßstab schon fast ein Streifschuss. Die späte Entdeckung ist unter anderem auf die Anflugrichtung zurückzuführen. Diese lag fast in Blickrichtung zur Sonne. Es war dies der bisher zweitnächste bekannte Vorbeiflug eines Asteroiden nach dem Objekt 1994 XM1 am 04. Dezember 1994 um 20h30 MEZ mit damals nur 0.0007 AE Entfernung. Allerdings war das Objekt 1994 XM1 auch nur etwa 10 Meter groß.
Bei einem Einschlag eines 100 Meter-Objektes in normal besiedeltes Gebiet würde die Opferzahl vermutlich bis in die Millionen gehen. Eine Kraterbildung in Kilometergröße würde durch die dabei entstehende enorme Hitze- und Druckwelle mit Materialauswurf im Umkreis von über 50 km so ziemlich jedes Leben und Menschenwerk in wenigen Sekunden bis Minuten vernichten. Bei einem Einschlag in Meeresgebiet würde die Opferzahl wohl ähnlich hoch sein. Der dadurch entstehende Tsunami (eine Riesenwelle) hätte Verwüstungen von Küstengebieten bis in tausenden Kilometern Entfernung zur Folge. Der Grund liegt in der enormen Geschwindigkeit solcher Objekte. Der Asteroid 2002 MN war im erdnächsten Punkt etwa 10 Kilometer pro Sekunde schneller als die Bewegungsgeschwindigkeit der Erde.

Die Gesamtansicht unten zeigt einen Blick vom Asteroiden 2002 MN auf die Erde im Moment der größten Erdannäherung. Die Erde befindet sich dabei in etwa 120.000 km Entfernung. Das Eis vom Nordpol und von Grönland ist klar zu erkennen. In Asien hat zu dieser Zeit der Tag schon begonnen. In Europa und Afrika steht der Sonnenaufgang unmittelbar bevor. Ganz rechts ist der Pazifische Ozean erkennbar. Der Mond wurde vom Asteroiden schon einige Stunden vorher und in größerer Entfernung als die Erde passiert. Er befindet sich aus dieser Ansicht weit rechts von der Erde und ist daher nicht im Bild.

Gesamtansicht Blick von 2002 MN auf die Erde


Die Erdannäherung von 2002 MN am 14. Juni 2002 um 04h36 MESZ im Detail
Welcher Teil der Erdoberfläche von einem möglichen Einschlag am meisten bedroht war, lässt sich nur sehr ungenau beschreiben. Wenn man die Bahnelemente des Asteroiden nur geringfügig verändert, so ergeben sich andere Vorbeiflüge sowie Treffermöglichkeiten auf der gesamten der Anflugrichtung zugewandten Erdhalbkugel. Ein zentraler Treffer der Planetenkugel bei gleicher Anflugrichtung hätte wohl im Pazifik stattgefunden. Wenn der Asteroid jedoch die Erdoberfläche am erdnächsten Punkt berührt hätte, so wäre eine Gegend etwa 200 Kilometer östlich von St. Petersburg betroffen gewesen. Die Detailgrafik unten zeigt für zehn Minuten die Grundlinie der Asteroidenbahn vom 14. Juni 2002 von 04h31 bis 04h41 MESZ. Sie reicht von Nordsibirien über die Gegend um St. Petersburg (Punkt) bis zur Nordafrikanischen Küste bei Tunesien.

Detailansicht Grundlinie der Bahn von 2002 MN

Hinweis
Für die visuelle Beobachtung von 2002 MN beim Anflug (etwa 60 Minuten vor der Erdnähe) hätte man neben der genauen Position ein nachgeführtes Fernrohr mit mindestens 30 Zentimeter Durchmesser benötigt. Die Beobachtung des erdnahen Vorbeifluges hätte aber die bereits aufgehende Sonne verhindert.

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08. Februar 2006
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