Der Meteorstrom der Perseiden im Jahr 2015

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Die Perseiden im Jahr 2015
Die Perseiden sind Staub-und Gesteinsteilchen aus der Bahn des Kometen 109P/Swift-Tuttle (P/1862 O1). Dieser Komet umrundet die Sonne alle 133 Jahre und zieht dabei eine Teilchenspur. Diese Staub-und Gesteinsteilchen treffen jedes Jahr im August auf die Erdatmosphäre und verglühen dabei meist in einer Leuchtspur. Die Relativgeschwindigkeit dieser Teilchen beträgt zur Erde 59 Kilometer pro Sekunde. Wenn man die entstehenden Leuchtspuren auf einen Punkt am Himmel zurück verfolgt, kommt man in das Sternbild des Perseus im Nordosten. Daher auch der Name "Perseiden" des Meteorstromes. Der Radiant der Perseiden ist in Österreich sogar zirkumpolar und daher kann man theoretisch die ganze Nacht bei entsprechender Dunkelheit Meteore der Perseiden sehen. Hier gibt es eine
Grafik mit der Position des Radianten der Perseiden am Nordosthimmel.

Der Komet selbst ist nach seinem letzten Perihelion am 12. Dezember 1992 nun im August 2015 schon 5.46 Milliarden Kilometer entfernt. Und er bewegt sich im August 2015 mit etwa 4.0 Kilometer pro Sekunde noch immer weiter von der Sonne weg bis er ab dem entferntesten Punkt seiner Bahn in 7.6 Milliarden Kilometer Entfernung dann ab 2060 wieder langsam beginnt sich in Richtung Sonne zu bewegen. Der Komet könnte nun im August 2015 aber selbst mit den leistungsfähigsten Teleskopsystemen nicht mehr abgebildet werden. Sein nächstes Perihelion wird er dann am 12. Juli 2126 erreichen. Und dabei wird der Komet am 05. August 2126 der Erde sogar bis auf 23 Millonen Kilometer nahe kommen und so in den Wochen davor in der nördlichen Hemisphäre jeweils nach Mitternacht einen spektakulären Anblick am dunklen Osthimmel bieten. Auch dazu gibt es hier eine Grafik von der Position am 05. August 2126.

Das berechnete flache Maximum des Meteorstroms der Perseiden im Jahr 2015 wurde am Vormittag des 13. August etwa um 09:45 MESZ erwartet. Im Jahr 2015 störte der Mond mit seinem Licht die Beobachtungen nicht, da er eigentlich die ganze Nacht unter dem Horizont stand. Und da am 14. August 2015 Neumond war, hat er auch in den Nächten vor und nach dem Maximum kaum gestört. Meteorbeobachtungen sind wie jedes Jahr auch wieder in den Nächten vor und nach dem Maximum sehr sinnvoll. Die Aktivitätsphase der Perseiden reicht meist sogar vom 17. Juli bis zum 24. August. Dabei sind in diesen Nächten jeweils von etwa 22 Uhr bis 04 Uhr MESZ vor allem die wirklich dunklen Zeiträume ohne einen störenden Mondschein gut nutzbar.


Die Ausrüstung
Die verwendete Ausrüstung ermöglicht eine per Software gesteuerte automatische Aufzeichnung von Meteorerscheinungen. Dabei wird bei jeder detektierten Meteorerscheinung eine kurze Videosequenz mit Zeitstempel auf der Solid State Disk des Notebook aufgezeichnet. Zusätzlich zum Video werden auch mehrere Standbilder abgespeichert. Die lizensierte Steuer- und Aufnahmesoftware UFOCapture V2 wurde von mir dazu schon im Jahr 2008 angeschafft. Seit der Abstimmung der Parameter auf mein System arbeitet diese Software stets hervorragend. Eine automatisch generierte Sternmaske verhindert Fehlauslösungen durch atmosphärisch bedingte Szintillation der Sterne. Und im Vergleich zu Meteorerscheinungen langsam bewegte Objekte wie Flugzeuge oder Satelliten werden ebenfalls automatisch erkannt und sicher ausgefiltert.

Als Aufnahmekamera wurde die sehr empfindliche Videokamera WAT-902H2 Ultimate verwendet. Diese hochempfindliche Videokamera wurde von mir auf Kabelfernbedienung umgebaut und war mit einem lichtstarken Computar Weitwinkelobjektiv 4.5mm, f/1.2 ausgestattet. Dieses CS-mount Objektiv kann mit einer selbst gebauten elektrischen Objektivheizung versehen werden. Ohne diese Heizung würde die Frontlinse bei der Direktsicht in das kalte Weltall durch Strahlungsverluste innerhalb weniger Minuten unter den Taupunkt abkühlen und somit beschlagen. Das Kamerasystem selbst war auf dem Manfrotto 75 Stativ mit Getriebeneigekopf 410 ohne Nachführung fixiert. Mit diesem Stativ kann die Kamera bei guter Standfestigkeit bis in eine Höhe von etwa 2.5 Meter betrieben werden. Das vermindert Streulichtreflexe durch bewegte terrestrische Lichtquellen wie z.B. Scheinwerfer von Fahrzeugen. Der große Vorteil der verwendeten 4.5mm Optik ist das sehr ausgedehnte Blickfeld von 80 x 60 Grad (etwa 23% der maximal sichtbaren Himmelshalbkugel) und die relativ hohe Lichtstärke f/1.2. Natürlich vermindert die kurze Brennweite und das große Blickfeld die erzielbare Grenzhelligkeit. Diese liegt mit 50 Halbbilder pro Sekunde bei etwa +4.5mag.

 

Aufbau für die automatische Videoaufnahme der Meteore auf die Notebook SSD
Aufbau für Videoaufnahme der Meteore

 

Computar Weitwinkelobjektiv 4.5mm, f/1.2 mit selbst gebauter Objektivheizung für 12V
Selbstgebaute elektrische Objektivheizung

 

Der Beobachtungsplatz in Nonndorf auf Position 48.79° Nord, 15.24° Ost und 547m MN
Das Stativ mit der Videokamera wurde im Hof neben unserem Wohnhaus aufgebaut und die Kamera direkt nach Nordosten in einer mittleren Elevation von etwa 60 Grad ausgerichtet. Leider war im nördlichen Waldviertel am 12. August 2015 der Himmel bis etwa 22:15 UT, also bis etwa 15 Minuten nach der lokalen Mitternacht völlig bewölkt. Erst danach konnten die ersten Meteorerscheinungn beobachtet und mit dem Videosystem aufgenommen werden.

 

Kamera WAT-902H2 Ultimate mit Computar 4.5mm, f/1.2 auf Manfrotto 75 Stativ mit Getriebeneigekopf 410
Videokamera am Stativ
 
 
Das Aufnahmefeld der Kamera zeigt etwa 80x60 Grad des Nordosthimmels
Das Aufnahmefeld der Kamera im August 2012
Grafik erstellt mit Guide 9 von Bill J Gray
 
 
Videoaufnahmen der 51 Meteore am 12. August 2015 von 22:25 bis 00:00 UT
Perseiden am 12. August 2015
 
 
Videoaufnahmen der 70 Meteore am 13. August 2015 von 00:00 bis 02:02 UT
Perseiden am 13. August 2015
 
 
Diese beiden Überlagerungsbilder der Meteor-Videoaufnahmen zeigen natürlich neben den Perseiden auch einige sporadische Meteorerscheinungen die nicht zum Meteorstrom der Perseiden gehören. In der Nacht 12./13. August 2015 wurden insgesamt 121 Meteorerscheinungen in einem Zeitraum von 3 Stunden und 37 Minuten vom automatischem Videosystem erfasst und aufgezeichnet. Zusätzlich wurden im gleichen Zeitraum auch mit der DSLR Canon 60D und 18mm F/3.5 Objektiv insgesamt 399 Serienaufnahmen gemacht. Jede Einzelaufnahme wurde dabei 30s bei ISO 2500 belichtet. Mit dem 18mm Objektiv wurde allerdings nur ein Himmelsbereich von 70 x 47 Grad erfasst. Hier würden ein 8mm F/2.8 Objektiv und eine wesentlich höhere ISO Einstellung deutlich mehr Meteorerscheinungen erfassen. Und mit einem 4.5mm Objektiv könnte man sogar den gesamten sichtbaren Himmel auf einem Bild abbilden.

 


© 2015 G. Dangl
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22. August 2015
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